Statement
Der Wirbel in den letzten Tagen um die Novelle des „Anstellungserfordernisgesetzes“ war enorm. Zu Recht, wie wir meinen. Die Novelle ist eine kurzfristige und notwendige Reaktion auf den akuten Personalmangel. „Mit dieser Notmaßnahme bekommen wir die Möglichkeit, unser Personal nicht zu überbelasten und Eltern nicht vor den Kopf zu stoßen“, betont Referatsleiterin Dr.in Alexandra Strohmeier-Wieser. „Sie ermöglicht uns die Aufrechterhaltung des Betriebes. Wir alle sind aufgefordert, verantwortungsvoll mit dieser Möglichkeit umzugehen.“
Dazu gehören ein wohlüberlegter Einsatz, eine intensive Begleitung des dafür vorgesehenen Personals über den gesamten Zeitraum der Tätigkeit und ein verstärktes Hinschauen auf das Wohl der Kinder. Aber, wie es aus dem REfEP klar heißt : Sie darf nicht zur Norm werden!
Mögliche Wege aus der Misere des Personalmangels
Parallel dazu ist es höchst an der Zeit, bildungspolitische Verbesserungen in Angriff zu nehmen und den Fokus auf eine chancengerechte Bildung aller Kinder zu legen. „Dafür brauchen wir hohe Qualität. Ein Schlüsselfaktor ist gut ausgebildetes Fachpersonal“, so Strohmeier-Wieser.
In der Steiermark werden jährlich an sechs Bundesbildungsanstalten für Elementarpädagogik viele Elementarpädagog*innen ausgebildet. Eigentlich genug, um den steigenden Bedarf an Fachkräften gut abzudecken. Allerdings steigen die meisten von ihnen nicht in den Beruf ein!
„Zu unattraktiv scheinen die Arbeitsbedingungen zu sein. Eine allgemeine Abwertung des Ausbildungsniveaus in der Elementarpädagogik ist die falsche Reaktion und hätte fatale Auswirkungen.“
Es gilt attraktivere Rahmenbedingungen in der Elementarpädagogik zu schaffen und das Berufsbild aufzuwerten. Stellschrauben, die bearbeitet werden könnten, liegen auf der Hand. Eine davon wäre die Anpassung des Betreuungsschlüssels (Fachkraft-Kind-Schlüssel), der mehr Zeit für Beziehungs- und Bildungsarbeit für jedes einzelne Kind zulässt. Die Hebung der Ausbildung auf tertiäres Niveau bei entsprechender Anpassung der Belohnung auf das Niveau von Primarstufen-Pädagog*innen eine andere. Im Herbst 2020 startete der erste Jahrgang des neuen Kollegs für Elementarpädagogik am Bischöflichen Campus Augustinum. 50 zukünftige Pädagog*innen werden pro Jahrgang in vier Semestern ausgebildet. Nicht zuletzt im Hinblick auf den bestehenden Fachkräftemangel war dies ein wichtiger und notwendiger Schritt seitens der Diözese.
Strohmeier-Wieser appelliert an Politik und Gesellschaft, das Berufsbild der Elementarpädagog*innen attraktiver zu gestalten, die Wertschätzung für diese verantwortungsvolle Aufgabe allen zukommen zu lassen und nach der höchstmöglichen Qualität für die Arbeit mit unseren Kindern zu streben.
„Gerade im Lockdown wurde das pädagogische Fachpersonal in den elementarpädagogischen Einrichtungen als systemrelevante Berufsgruppe hervorgehoben. Die Betreuer*innen, Pädagog*innen und Leiter* haben als verlässliche Begleiter*innen für Kinder, Familien und die Gesellschaft fungiert. Das tun sie immer, jeden Tag!